Mir ist jetzt nur um die sinnlichen Eindrücke zu tun, die kein Buch, kein Bild gibt.
Trient, 11. September 1786
Johann Wolfgang von Goethe - Viaggio in Italia
Mit der Vergangenheit abzuschließen, heimlich und unter falschem Namen die Alpen zu überqueren, um schließlich nach Italien zu gelangen, bedeutete für Goethe die Verwirklichung eines lang gehegten Traums: sich in das sagenhafte Arkadien der Antike zu vertiefen, auf der Suche nach den Überresten einer glorreichen Vergangenheit. Nur die persönlich erlebte Erfahrung erlaubt es ihm, den alten, durch die Geschichte vermittelten Kenntnissen Tiefe, lebendige und klare Substanz zu verleihen.
Mit einer authentischen naturwissenschaftlichen Sensibilität ausgestattet, begleitet von echten botanischen, mineralogischen und geologischen Kenntnissen, steht Johann Wolfgang von Goethe—eine außergewöhnliche Verschmelzung von wissenschaftlichem Genie und poetischer Inspiration—als tragende Säule der deutschen Literatur seiner Zeit und als einer der unbestrittenen Giganten der gesamten europäischen Literaturszene. Sein Leben ist eine faszinierende Reise durch die Höhen der Lyrik, die Tiefen des Theaters und die Weiten der Prosa, mit Werken, die auch heute noch in der Weltkultur nachhallen.
Die Reise nach Italien im Jahr 1786 ist die Erfahrung, die seine Perspektive als Mensch und Intellektueller radikal verändert. Durch die Begegnung mit der ruhigen Schönheit der klassischen Welt übernimmt Goethe ein neues Ideal der intellektuellen und emotionalen Mäßigung und verwandelt seinen jugendlichen Titanismus in eine „olympische“ und klassische Lebensweise.
Im Jahr 1815, mehr als zwanzig Jahre nach dieser Erfahrung, beschließt Goethe, auf die Briefe, Tagebücher, Notizen und Skizzen zurückzugreifen, die er während seiner Reise verfasst hat, sie neu zu überarbeiten und schriftlich festzuhalten. So entsteht ein Text, der sich als ein wahres systematisches Werk darstellt—die Italienische Reise.
Der letzte universelle Mensch, der über die Erde wandelte, wie George Eliot ihn bezeichnet, hat zweifellos einen unauslöschlichen Abdruck hinterlassen.
Ein Flügelschlag – und hinter uns Äonen [J.W.Goethe, Urworte. Orphisch (Elpis)]. Die Äonen, ein Goethe so lieber Begriff, nehmen in den Schriften des Dichters eine mystische Bedeutung an, die die existenzielle Zeit überschreitet und die Ewigkeit und göttliche Emanationen umarmt. Dieses Konzept spiegelt sich wunderbar in den abschließenden Worten von Faust II wider:
Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Aeonen untergehn.
Das unschätzbare Erbe des Dichterfürsten, das Zeichen, das er mit seinen Erdentagen hinterließ, kann sicherlich nicht mit dem Vorübergehen von Äonen, von Epochen verschwinden; vielmehr, fast zwei Jahrhunderte nach seinem Tod, in der sogenannten Bildschirmära, bleibt er eine unerschöpfliche Quelle, aus der man schöpfen kann.
"Nur schade, daß ich nicht in jedem Augenblick meine Beobachtungen mitteilen kann"
Im Jahr 2022, im „Land, wo die Zitronen blühn“, hat das Startup Spun eine digitale Remediation der Reise initiiert.
Dies ist ein transmedialer, multidisziplinärer und kollaborativer Ansatz zu Goethes Werk, in dem Erzählung, Ästhetik, Interaktion und neue Technologien—vor allem KI—koexistieren.
Unreal Goethe – Italienische Reise 4.0 ist ein ambitioniertes Projekt, das durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern und Technik-Spezialisten das Erbe eines der größten Genies der Geschichte allen zugänglich machen wird.
Eine Erfahrung, die in Goethes Fußstapfen tritt und durch faszinierende Abweichungen, die seine ursprüngliche Reise erweitern, uns zur Entdeckung zeitloser Schönheit führen wird.
